Zum Hauptinhalt springen

Gedanken für die Praxis – Nr. 56

Wie Sie Ihre Zuhörerinnen und Zuhörer durch Unprofessionalität verlieren ...

Eine Präsentation zu halten, insbesondere vor einer großen Anzahl von Menschen, ist „handwerklich“ betrachtet relativ einfach. Relativ einfach beispielsweise im Vergleich dazu, ein schwieriges Gespräch erfolgreich zum gewünschten Ziel zu führen.

Was das Präsentieren für zahlreiche Personen so schwierig macht, ist das eigene Mindset. Die Angst, vor Publikum zu stehen und dort eventuell einen Blackout zu haben oder schlecht anzukommen.

Das ist die mentale Seite. Falls Sie ebenfalls solche Ängste haben, denken Sie daran: in der Regel ist das Publikum Ihnen wohlgesonnen, und je größer die Anzahl der zuhörenden Personen ist, desto unwahrscheinlicher wird es (weil fast niemand im Publikum sich dann traut, sich aktiv zu melden), dass Sie unterbrochen werden.

Von der „handwerklichen“ Ausführungsseite her betrachtet jedoch ist Präsentieren wie erwähnt relativ einfach.

Und doch bringen es insbesondere im deutschsprachigen Raum sehr viele Personen fertig, ihre Wirkung und die Wirkung ihrer Inhalte durch ungeschicktes und unprofessionelles Auftreten zu zerstören. 

Vor allem mit vier Punkten verlieren sie ihre Zuhörerinnen und Zuhörer und deren Aufmerksamkeit.

Welche sind das?

Punkt 1: Sie präsentieren Folien mit viel Text. Was wird passieren? Die Menschen im Publikum werden den Text lesen wollen. Und was macht die präsentierende Person in der Regel? Sie redet weiter. Das kann nicht funktionieren, denn unser Gehirn kann nur mit einem Sinn wirklich gut und nachhaltig Informationen aufnehmen.

Tipp: Eine professionelle Folie darf sich niemals selbst erklären! Erst durch die Worte der präsentierenden Person darf sie verständlich werden. Dann wird gehirngerecht und spannungsreich präsentiert. Eine sehr große Aufmerksamkeit wird durch eine rhetorisch starke Präsentation ohne (!) Folien erzielt.

Punkt 2: Sie sprechen mit zu vielen „äh“ und „ähm“, wodurch das Zuhören anstrengend wird. Sie sprechen in unpassenden Konjunktiven oder in – wie ich sie nenne – Weichspülern, wodurch die jeweiligen Ausführungen verweichlichen und unklar wird, was tatsächlich gemeint ist. Mit „Weichspülern“ meine ich Worte wie „vielleicht“, „eigentlich“, „eventuell“ etc.

Tipp: Formulieren Sie Ihre Inhalte klar und unmissverständlich. Haben Sie den Mut, dazu zu stehen. Lassen Sie sich nicht von der Sorge leiten, Sie könnten durch zu klares Formulieren Widerspruch ernten.

Punkt 3: Sie zeigen wenig, keine oder eine negative Körpersprache. Beim Präsentieren betrifft das vor allem die Arme und Hände sowie die Augen.

Tipp: Üben Sie Ihre Präsentation zu Hause oder im Büro und nehmen Sie sich dabei mit einer Kamera oder einem Smartphone auf. Üben Sie bitte nicht (!) vor dem Spiegel, außer wenn Sie für Standpositionen Ihr Empfinden schärfen wollen.

Punkt 4: Sie beginnen ihre Präsentation mit einem der gängigen Floskelsätze. Damit zeigen diese Personen, wie wenig sie sich auf das Publikum tatsächlich eingestellt haben. Und sie beenden ihre Präsentation mit uninspirierten Worten. Dies führt dazu, dass sich der Spannungsbogen, den die Zuhörerinnen und Zuhörer erleben, wie in der roten Kurve der Grafik zeigt, die Sie in der pdf-Ausgabe dieser "Gedanken für die Praxis" (Link siehe unten) sehen. Ziel sollte jedoch stets sein, so zu formulieren, dass der grüne Spannungsbogen erreicht wird.

Tipp: Lernen Sie den Beginn und den Abschluss Ihrer Präsentation auswendig, jeweils die ersten zwei oder drei Sätze. Dies gibt Ihnen Sicherheit und lässt Sie vor dem Publikum souveräner wirken. Doch wenden Sie dabei bitte Einstiegs- und Ausstiegsworte an, die Spannung erzeugen und Spannung halten lassen. Welche das sind, haben Sie als Kundin oder Kunde in den entsprechenden Passagen Ihres Trainings bei mir erfahren.

Fazit:
Wenn Sie sich auf eine Präsentation vorbereiten, dann denken Sie neben den Inhalten insbesondere auch daran, WIE Sie diese Inhalte aufbereiten und WIE Sie vor dem Publikum sprechen und agieren wollen.

Der polnische Lyriker Stanisław Jerzy Lec sagt: „Es genügt nicht, zur Sache zu reden. Man muss zu den Menschen reden.“

Dazu wünsche ich Ihnen viel Erfolg! Falls Sie für Ihre Präsentation noch mehr Sicherheit und mehr Techniken suchen, melden Sie sich bitte bei mir.

Herzliche Grüße, Ihr Peter A. Worel

 

Den gesamten Text als pdf erhalten Sie mit nachfolgendem Link:
Gedanken für die Praxis – Nr. 56.pdf


Mehr Gedanken für die Praxis?

Gedanken für die Praxis – Nr. 54

Adjektive - eine Wortgattung, mit der Sie (ungewollt) Missverständnisse oder gar Ablehung auslösen

Gedanken für die Praxis – Nr. 49

Vorsicht: "Weichspüler" in der Sprache!

Gedanken für die Praxis – Nr. 42

Rhetorik meets Etikette: Job-Titel auf Visitenkarten - verwirrend oder hilfreich?

Gedanken für die Praxis – Nr. 13

Führungsstark oder führungsschwach – Ihr Körper verrät es

Gedanken für die Praxis – Nr. 40

Führen durch das Wort

Gedanken für die Praxis – Nr. 11

Erfolgreiches Verkaufen ist mehr als ...

Gedanken für die Praxis – Nr. 29

Ein zentrales Geheimnis im erfolgreichen Verkauf

Gedanken für die Praxis – Nr. 44

Angst vor dem Blackout beim Präsentieren? - Das können Sie dagegen tun

Gedanken für die Praxis – Nr. 47

Aus der Rhetorik-Spezialitätentruhe für destruktive Kommunikation: "Wenn Du ..., dann würdest Du ..." / "Wenn Sie ..., dann würden Sie ..."

Gedanken für die Praxis – Nr. 14

Motivieren oder kritisieren Sie?